Reise nach Moskau, 14. bis 20. Juni 2003
Dienstreisen
Auf zwei Dienstreisen 2002 hatte ich Gelegenheit einige der schönsten Plätze Moskaus (Metro, Kremel, Kirchen, die 7 Schwestern Stalins, …) kennenzulernen. Die Begeisterung hat sich gleich auf die Ursula und auch die Oxana und den Andi mit übertragen. Da die Kinder wenig Geld hatten, hat die Oxana Kontakt mit ihrer Tante Ludmilla in Moskau aufgenommen. Sie hat uns dann alle zu sich eingeladen und uns auch ein Quartier zugesagt.
Die Tickets für den Aeroflot Flug haben wir günstig in einem russischen Reisebüro in Erlangen erworben. Allerdings haben wir kein Visa dazu erhalten, dieses mussten wir uns in einem anderen Reisebüro in Nürnberg besorgen (Ob das gut geht? Natürlich nicht, wie wir später sehen werden).
Bei Ludmilla
Der Flug ging über Frankfurt nach Moskau Sheremetjevo, wo wir von Ludmilla und Ihrem Fahrer Alex bereits erwartet wurden. Ludmillas Wohnung ist sehr klein und so konnte nur die Oxane bei ihr übernachten. Zum Frühstück und Abendessen waren wir immer bei Ludmilla eingeladen. Trotz der engen Verhältnisse war der Tisch immer brechend voll mit Essen und wir wurden immer mit etwas besonderem verwöhnt (z. B. gebratenes Huhn). Und Ludmillas Hauskatze war bald ein beliebter Spielgefährte für Andi mit dem „Katz und Maus Spiel“.
Für uns waren zwei Zimmer in der Wohnanlage für Aussiedler aus Tschetschenien reserviert, deren Direktor Ludmilla zu dieser Zeit war. Die Anlage war gut bewacht, so dass wir uns dort sehr sicher fühlen durften. Die Leute waren natürlich alle sehr arm aber trotzdem überaus freundlich uns gegenüber und es haben sich schnell gute Kontakte entwickelt.
Besichtigungen im Kreml
Von meinen Dienstreisen nach Moskau wußte ich, dass am Sonntag um 10:00 Uhr jeweils ein Führer ins Hotel Metropol kommt, der eine Kreml Führung anbietet. Dieser Gruppe haben wir uns angeschlossen, da es nur in der Gruppe möglich ist, in die Schatzkammer zu kommen (20$ pro Person, aber das Geld ist sehr gut angelegt). Auch wenn man sich für „Schätze“ nicht interessiert, sollte man hier hinein!
Vom Hotel Metropol ging es vorbei am Historischen Museum mit dem Reiterstanbild General Schukows davor. Wenige Schritte weiter ist der „Rote Platz“ mit dem Lenin Mausoleum. Wir sind wegen des sonntäglichen Andrangs nicht hingegangen, sondern vorbei am Grabmal des unbekannten Soldaten zum Eingang des Kreml. Das gelb-weiße Gebäude ist der Regierungssitz der russischen Regierung. Von den Feldzügen Napoleons sind jede Menge Kanonen an den Wachgebäuden aufgestellt, aber aus dieser Kanone wurde nie ein Schuß abgefeuert. Die Kanone hat Kaliber 890 mm, wiegt 40 Tonnen und wurde 1586 aus Bronze gegossen. Sie trägt ein Portrait des Auftraggebers, Zar Fjodor I. Die davor gelagerten Kugeln passen auch nicht zum Durchmesser des Rohres und sind nur zur Show ausgestellt.
Die Kreml Kirchen sind alle sehr sehenswert. Aber aus zeitgründen wird man nicht alle schaffen. Gezeigt ist links die Erzengel-Michael Kathedrale und in der Mitte der Glockenturm Iwan der Große. Besichtigt haben wir aber die hier nicht gezeigte Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale (Uspenskij Sobor), die Krönungskirche der Zaren. Rechts ist die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale mit ihren vielen Kuppeln.
Moskau hat sich bereits für die Mai Feierlichkeiten geschmückt. Im Hintergrund noch mal der Kreml mit seinen Kirchen und den Palästen.
Die größte Glocke der Welt ist die „Tsar Kolokol“, die 1733 im Kreml gegossen wurde. Die Glocke ist 6,14 Meter hoch und wiegt 216 Tonnen, aber wurde leider nie zum Klingen gebracht, weil sie während eines Brandes in der Nähe mit Löschwasser begossen wurde. Es brach ein 12 Tonnen großes Stück der Glocke ab, was sie für immer untauglich machte.
Weitere Besichtigungen in Moskau
WDNCh
Willkommen im „Wystawka Dostischenij Narodnogo Chosjajstwa“ – in der „Leistungsschau der Errungenschaften der Volkswirtschaft der UdSSR“. Sie sehen: Russische Bürokraten lieben unaussprechliche Namen. Und genau deshalb heißt dieses Gelände, ebenso wie die Metrostation, kurz und unbürokratisch WDNCh (sprich WeDeEnHa). Am Eingang erwartete uns bereits der „Startende Sputnik“ und „Arbeiter und Kolchosbäuerin“ von Vera Muchina. Die „Ausstellung der Volkswirtschaftlichen Errungenschaften der UdSSR“ war einmal ein sozialistisches Vorzeigeobjekt erster Klasse. Hier sollte dem Besucher vorgeführt werden, wie leistungsstark die sowjetische Planwirtschaft war. Das Ausstellungsgelände, heute von WDNCh in WWZ (Allrussisches Ausstellungsgelände) umbenannt, ist dennoch ein Muss für jeden Moskau-Reisenden. Kaum an einem anderen Ort ist der gewaltige Umbruch im Land so gut nachzuvollziehen. Schon die Springbrunnen der Anlage sind allein einen Besuch wert, wie das Bild vom „Brunnen der Völkerfreundschaft“ zeigt. Mehr kann man unter Moskau online nachlesen.
Kirchen
Die Kirchen Moskaus lassen sich für einen Besucher kaum zählen und schon gleich gar nicht allesamt besuchen. Natürlich steht die Basilius-Kathedrale am Roten Platz an erster Stelle aber besonders die vielen kleineren Kirchen und Kathedralen zeigen wie ernst viele Russen ihren Glauben nehmen. Dabei zeigt sich vielfach die große Ehrfurcht, die man den auf den Ikonen abgebildeten Heiligen entgegenbringt. Die Kirchenbesucher bekreuzigen ständig bei ihren Gebeten und machen tiefe Verbuegungen. Und Frauen betrten die Kirchen auch nur mit Kopftuch. In welcher Kirche das Bild entstanden ist kann ich nicht mehr sagen, aber diese Prachtfülle mit den goldbesetzten Ikonen ist in jeder noch so kleinen Kirche anzutreffen.
Auf die neu renovierte Kathedrale trafen wir irgendwo auf dem Weg zum Hause von Leo Tolstoi. Die Besichtigung war schwierig, da gerade eine Trauerfeier stattfand.
Klein Jerusalem
Klein Jerusalem liegt gut eine Autostunde außerhalb Moskaus. Aber wie der Besucherandrang zeigt, ist es wie bei allen Kirchen in Moskau auch hier die große Frömmigkeit, die viele Menschen anzieht. Aus dem Brunnen fließt angeblich heilendes Wasser für viele Krankheiten. Oxana hat ihre Trinkflasche damit gefüllt. Bei der Busfahrt hat sie noch ein wenig Schlaf nachgeholt, den sie wegen der vielen nächtlichen Gespräche mit ihrer Tante versäumt hat.
Auf der Rückfahrt haben wir an einem der vielen Kioske am Straßenrand halt gemacht um Mittag zu essen. Es gibt überall frisch zubereitetes Grillgut, dessen Qualität aber nicht mit unserem Fleisch vergleichbar ist. Auch Holzkohle sieht man hier nicht, es wird meist unter viel Qualm mit frischem Holz gefeuert. Das vertreibt dann auch gleich die Schnaken.
Zurück in Moskau haben wir im Auto des bekannten russischen Filmschauspielers Nikulin Platz genommen.
An der Moskwa
Am Ufer der Moskwa ist die Christus-Erlöser-Kirche zu sehen. Einige interessante Informationen sind auf http://www.aktuell.ru zu finden. Auf der Uferstraße stellen Künstler ihre Bilder und andere Kunstgegenstände zum Verkauf aus. Ursula hat sich viele kleine Glasfiguren gekauft, die noch heute unsere Wohnung schmücken.
Lomonossov Universität
Von der Moskauer Lomonossov Universität aus hat man einen schönen Blick über die Stadt. Das Universitätsgebäude ist eines der im Zuckerbäckerstil erbauten „Sieben Schwestern“ Stalins.
Weitere Kirchen in der Umgebung Moskaus
Diese Kathedrale hat eine riesige Kuppel, deren Inneraum aber wegen des Verfalls nicht besichtigt werden kann. Lediglich einige der daran angebauten kleineren Kirchen kann betreten besichtigt werden. Auf den ersten Blick ist der Verfall von außen kaum sichtbar, aber aus der Nähe sieht man dann doch, dass dringend Reparaturen erforderlich sind. Es ist zu hoffen, dass sich genug Geldgeber finden, um diese schöne Kathedrale vor dem Verfall zu retten.
Bei dieser stolzen Kirche der heiligen Mutter Gottes im Dorf Dubrovica haben die Renovierungsarbeiten bereits begonnen. Die Kirche feierte 2004 seinen 300. Geburtstag.
Als wir die Kirche besuchten waren einige Handwerker dabei mit einfachsten Hilfsmitteln und viel Handarbeit die Arbeiten auszuführen. Es gibt hier keine großen Firmen, die für (viel) Geld die Arbeiten fachgerecht ausführen, sondern es sind häufig die Gläubigen einheimischen, die in Eigenregie die Renovierung durchführen.
Einladung bei Freunden
Einige von Ludmillas Freunden haben uns im Lager zum Essen eingeladen. Hier konnten wir erleben, dass die Leute trotz der Armut sehr freundlich zu uns Fremden waren. Gelebt wird auf engstem Raum Die Küche ist gleichzeitig Ess- und Schlafzimmer. Zum Essen wurden die Tische und Stühle zusammengerückt und der Rest musste auf den Betten Platz nehmen. Der Tisch war überreichlich gedeckt und der ebenfalls reichlich vorhandene Wodka trug schnell zur guten Stimmung bei. Irgendwie wollten die Damen, dass ich mehr Wodka trinke, als ich eigentlich vertrage. Der Weg nach Hause war ja nicht weit, deshalb war das nicht so schlimm.
Kirchen im Zentrum Moskaus – Kitaj Gorod
Der Stadtbezirk der Kaufleute Kitaj Gorod (mittlere Stadt) wurde 1538 mit einer Ziegelmauer umgeben deren Fragmente man neben dem Hotel „Metropol“ und dem Hotel „Rossija“ noch heute sehen kann. Einige der ältesten Steinbauten des Kitaj-Gorod, der Moskauer Altstadt, sind bis heute erhalten geblieben – unter ihnen Baulichkeiten des alten Zarenhofs, erbaut zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, das Haus des Bojaren Romanow, die Annen-Kirche aus dem 15. Jahrhundert sowie andere interessante Kirchen und Häuser.
Bolschoj Theater
Wir wollten auf alle Fälle eine Vorstellung im Bolschoj Theater besuchen. Der Versuch an Karten zu kammen war gar nicht so einfach. Karten bekommt man als Ausländer immer, aber da muss man bei den Schwazhändlern vor dem Theater Preise von über 100EUR pro Karte bezahlen und das für Plätze auf dem vierten Rang. Auch über das Hotel Metropol wäre es gegangen, aber auch nur zu horrenden Preisen. Die beste Wahl war natürlich die Tageskasse, an der Oxana mit ihren russisch Kenntnissen noch Karten zum ganz normalen Preis bekommen hat, aber leider nur im „Kleinen Bolschoj Theater“ neben dem ehrwürdigen alten Theater. Einen kurzen Blick haben wir aber doch riskiert, bis uns die Türsteher wieder hinausgedrängt haben. Im Hintergrund des Bildes ist das Hotel Metropol zu sehen, das ich bei Dienstreisen zur Übernachtung nutze.
Abschiedsfeier
Zum Abschied gab es noch einmal eine kleine Grillfete mit Schaschlik und Wodka. Das Feuer wurde wie üblich anstatt mit Holzkohle nur mit frischem Holz gemacht. Die selbst gesteckten Spieße waren aber trotzdem gut gegrillt. Ludmilla und ihr Fahrer brachten uns rechtzeitig wieder zum Flughafen Scheremetjewo. Allerdings hatten wir doch einige Bange wegen der fehlenden Stempel auf den Visa. Wir sorgten dafür, dass Oxana zuerst durch die Passabfertigung marschierte. Sie hatte ja ihren Stempel. Danach der Andi. Zu unserer Überaschung wurde er ohne irgendwelche Fragen abgefertigt. Parallel dazu war ging es am zweiten Schalter genauso problemlos mit Ursula und mit mir. Wir waren schon auf einige Diskussionen vorbereitet und darauf, dass wir noch nachzahlen müssten, aber so war es uns natürlich am liebsten.
Der Rückflug mit der Aeroflot nach Fankfurt verlief problemlos, allerdings waren die Sitze sehr eng, so dass ich nicht einmal das Tischchen vor mir herunterklappen konnte. So eng war ich noch nie in einem Flugzeug gesessen. Mal sehen wann die nächste Reise nach Moskau oder dann vielleicht nach St. Petersburg stattfindet.
Weitere Informationen über Moskau in deutsch gibt es unter diesen Links:
Moskau online
Russland aktuell
Wikipedia – Moskau